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(von Eckhard Grönemeyer, 1983)

Essig wurde aus Korbflaschen und Petroleum aus dem Fass abgefüllt. Zucker, Mehl, Salz, auch „Schillegassen" (Graupen) wurden pfundweise im Laden eingetütet und verkauft. Das alles liegt Jahrzehnte zurück. Wer erinnert sich heute noch an die typischen Gemischtwarenhandlungen und an die Läden für Kolonialwaren, die noch in den „goldenen 50ern“ das Bild des Bad Essener Geschäftslebens prägten?

Zu jener Zeit gab es kaum Hausmüll. Der Grund liegt klar auf der Hand. In den Läden damals gab es nur wenig abgepackte Waren. Flaschen für Essig und Gläser für Senf wurden zum Nachfüllen mitgebracht, ebenso wie die Einkaufstasche. Einwegtüten und Plastiktragetaschen, wie sie heute überall zu finden sind, gab es nicht. „Schön muss es gewesen sein, damals!" möchte man meinen. Doch gab es zu jener Zeit auch Mängel. So wurden nicht grundlos in den alten Läden mit den vielen Schubladen und Kisten Mäusefallen aufgestellt. Anhaltspunkte für einen Mäusebefall fand der Kaufmann dann und wann vielleicht in den Mehl- und Zuckerkisten. Die Hygienevorschriften waren noch nicht so ausgedehnt wie heute.

Vergessen sind auch nicht die großen Bonbongläser, die auf den Tresen standen. Kinder bekamen für den Einkauf als Belohnung vom Kaufmann ein „Himbeerbonbon". Den Kaufmann oder die Kauffrau redeten die Kinder mit z. B. „Onkel Wilhelm" oder „Tante Luise" an. Man kannte sich schließlich in der Nachbarschaft: Es bestand ein Vertrauensverhältnis. Betrat der Kunde den Laden, dann läutete die Glocke über der Tür. Die Kauffrau, die vielleicht in der Küche gewirtschaftet hatte, brach dort ihre Arbeit ab, um „däi Kundschaft" zu bedienen. Sicher wurde vielfach platt gesprochen. Überhaupt hatte man Zeit für das Einkaufen, man wurde bedient. Die Nachbarinnen standen vor dem Tresen und „beküeden, wat et olles Nieäs gaif", während die Verkäuferin die Waren — eins nach dem anderen — auf den Tresen aufreihte, dann ihren großen Bleistift nahm und die Preise untereinander schrieb und aufrechnete. Die einfache Soll-und-Haben-Buchführung war nach Feierabend schnell gemacht. Das Bargeld aus der Schublade wurde gezählt und der Betrag wurde in das Kassenbuch geschrieben. So einfach war das.

Und noch eines darf nicht vergessen werden: Ladendiebstähle aus jener Zeit sind kaum bekannt. Wie auch sollte der Kunde etwas „mitgehen" lassen, er stand vor dem Tresen und die begehrten Waren dahinter. ,,Warenberührung" hatte man erst, nachdem die Rechnung bezahlt war und man die Waren in die Einkaufstasche packte. „Gelegenheit macht Diebe", sagt das Sprichwort — und gab es früher die besagte Gelegenheit für den Ladendieb? Und heute?